zu d.o.or „songs from a darkness“

,Was Bonnie Prince Billy & Jonny Cash bei ,I can see a Darkness‘ kommen sahen,
klingt bei den Songs from a Darkness (poise 27) von Oona Kastner und Dirk Raulf, kurz d.o.o.r, als wären sie mittendrin. Als hätten sie die Darkness bis in die Knochen aufgesaugt. Aber so, als wäre das die Dunkelheit vor der unseren. Ausläufer jenes althergebrachten, fast noch romantischen Dunkels vor der Finsternis, die im 20.Jahrhundert einsetzte.

Denn die Songs sind morbide, symbolisch, retro und nostalgisch illustriert mit ,Le Foret lepreuse‘ von William Degouve de Nunscques, Jan Toorops ,Het dal der rozen‘ & ,De Sphinx‘ oder ,Der Tod von Basel‘ des Würzburgers Rudolf Schiestl. Aus Raulfs Poesie spricht ein Seher, der in ,Last Forecast‘ Schnee , Eis und Finsternis visioniert und bei ,And all‘ Gräberfelder: And all the loved ones lost / And all the loved ones dead / and all the things we said / And all the fun we had. Der überhaupt alles sieht: I see the future / I see the past / I see the hole / I see the blast / I see the blast / I see heaven / I see the ground / I see the taste / I see the sound (,I see nothing‘). Bei ,Collateral‘ sind die Teufel los und haben einen Arsch.

Hilft da noch Beten? The enemy from without / the enemy within/ Absolve me from love / Absolve me from sin (,Feed me‘). Ist nicht vielmehr alles eitel und vergeblich? Izt was und morgen nichts? Raulf sucht und trifft bei ,Tränen‘ den barocken Ton von Gryphius (und Oona den von Till Lindemann). Nur im Halbschlaf von ,Half awake‘ gibt es noch das Sehnen. Doch der ,Funeral Blues‘ (nach W.H.Auden) ist endgültig das allertraurigste Goodbye. Glück und Trost, nein, nicht in dieser Welt, das wusste schon Van Morrison. Höchstens In another worlf, darling / in another time (,Astral Weeks‘).

Oona singt diese Songs of Experience mit allem Dead & Gone-Flair als dunkle Sybille, so als könnte Michelangelos Notte steinerweicht singen. Einmal teuflisch rau, ansonsten darkwavetrist, zu den Dunkelwellen und auf dem Trauerflor von Bassklarinette & Tenorsax, Piano & Keyboards. Black & blue, low & slow, aber doch auch genüsslich drohend und traurigkeitsgenießerisch, selbst wenn sie every word in vain raunt. Mir ist, ich weiß nicht wie…